Zeit für echte Mitbestimmung: warum die Fachgruppen endlich reformiert werden müssen
Nur 20 von über 1.100 Mitgliedern nahmen an der Fachgruppentagung Werbung & Marktkommunikation in Vorarlberg teil – ein ernüchterndes Signal. Wenn kaum noch Unternehmer:innen mitreden und Entscheidungen über Budgets und Umlagen von einer Handvoll Funktionär:innen getroffen werden, läuft etwas grundlegend schief. Der Ruf nach echter Mitbestimmung, Transparenz und digitalen Beteiligungsformen wird immer lauter: Denn ohne Reform, verliert die Kammer ihre Glaubwürdigkeit.

Eine Bestandsaufnahme
Die Fachgruppentagung 2025 der Fachgruppe "Werbung und Marktkommunikation" in Vorarlberg hat erneut gezeigt, wie groß die Kluft zwischen den Funktionär:innen der Wirtschaftskammer und ihren Mitgliedern mittlerweile ist. Von 1.106 stimmberechtigten Mitgliedern nahmen gerade einmal 20 Personen an der Tagung teil – das sind magere 1,8 %.
Noch deutlicher wird das Bild, wenn man genauer hinsieht: Rund drei Viertel der Anwesenden waren aktuelle oder ehemalige Funktionäre. Lediglich drei Personen konnten keiner Fraktion klar zugeordnet werden. Mit anderen Worten: Von über 1.100 Unternehmerinnen und Unternehmern interessieren sich ganze drei für die Vorgänge in der eigenen Fachgruppe.
Das ist ein Alarmsignal. Denn eine Organisation, die vorgibt, die Interessen der Wirtschaft zu vertreten, verliert ihre Legitimation, wenn sich kaum jemand mehr ernsthaft vertreten fühlt.
Unsere Forderung: Die Wirtschaftskammer muss grundlegend reformiert werden. Nur wenn sie ehrlich für ihre Mitglieder da ist, kann wieder echtes Interesse und Vertrauen entstehen.
Und: Wir müssen die Fachgruppentagungen endlich attraktiver gestalten. Es braucht dringend neue Formen der Beteiligung – etwa Online-Abstimmungen, damit mehr Mitglieder unkompliziert mitbestimmen können.
Rücklagen statt Entlastung – warum die Kammer den Hals nicht voll bekommt
Per 31.12.2024 verfügte die Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation über Rücklagen von rund 423.000 Euro. Trotzdem wurde ein Antrag, die Grundumlage um etwa 20 % zu senken, mehrheitlich abgelehnt.
Eine solche Senkung hätte das Budget um rund 30.000 Euro jährlich reduziert – eine Summe, die durch sparsames Wirtschaften oder die bestehenden Rücklagen leicht zu kompensieren wäre. Allein diese Rücklagen würden über 14 Jahre reichen, um den Einnahmenverlust auszugleichen.
Dennoch entschied eine winzige Runde über das Budget aller: 11 von 1.106 Mitgliedern stimmten gegen eine Entlastung. Damit zeigt sich erneut, dass die interne Demokratie in der Wirtschaftskammer dringend einer Erneuerung bedarf.
Wenn Zusammenarbeit nach hinten losgeht
Bei der Wirtschaftskammerwahl 2025 kam es in der Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation zunächst zu einem spannenden Ergebnis: Der bisherige Alleinherrscher verlor die absolute Mehrheit. Die Mandate verteilten sich auf drei Fraktionen, wobei keine über eine Mehrheit verfügte.
Statt diese Chance für echten Wandel zu nutzen, entschieden sich zwei Fraktionen für eine Koalition, die alte Strukturen de facto fortführte. Einige Monate später zeigte sich die Konsequenz: Der Antrag zur Senkung der Grundumlage wurde von einer dünnen Mehrheit torpediert und zu Fall gebracht.
Das Ergebnis: Statt finanzieller Entlastung für über 1.000 Betriebe bleibt alles beim Alten – und das Vertrauen in die Kammer sinkt weiter.
Unser Fazit
Die aktuellen Vorgänge zeigen, dass es höchste Zeit ist, die Mitbestimmung in der Wirtschaftskammer zu modernisieren. Fachgruppentagungen müssen transparenter, zugänglicher und digitaler werden. Nur so können sie wieder das werden, was sie sein sollten: ein echtes Sprachrohr der Unternehmerinnen und Unternehmer.
UNOS werden sich weiterhin konsequent dafür einsetzen, dass mehr Mitbestimmung, mehr Transparenz und weniger Machtpolitik in die Kammer einziehen.